„Wir machen hier kein Öko-Disneyland“

Besonderer Ort mit vielen Fragezeichen

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Vom Wald in die Wüste: Je weiter der von Grevenbroich kommende Wanderer ins rekultivierte Elsbachtal geht, desto niedriger, weil jünger, ist die Vegetation. Unmittelbar vor dem Rand der östlichen Restmulde des Tagebaus Garzweiler fällt ihm vielleicht eine besonders karge Stelle auf: Auf einer fußballfeldgroßen Fläche des Talgrunds hat RWE Power rund 10.000 Kubikmeter Torferde aufgetragen und drei etwa sieben Jahre alte Moorbirken geplanzt, mehr nicht. "Es ist ein Experiment, dessen Ausgang wir nur teilweise kennen", sagt Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung von RWE Power. "Sicher ist nur: Standortvielfalt schafft Artenvielfalt."

"Dieses nährstoffarme, staunasse Bodenmaterial wird eine ganz bestimmte Tier- und Pflanzenwelt anziehen, zum Beispiel den Gagelstrauch und den Knöterich", so Eßers Kollege Henning Walther. Mit Sicherheit werde sich die Torffläche ganz anders entwickeln als die forstkiesbedeckten Flächen nebenan. Anderssein bedeutet in der Ökologie: mehr Vielfalt, mehr Stabilität fürs Ganze, mehr Wert für das erklärte Ziel von RWE, die Biodiversität zu steigern.

Das Erdreich kommt aus dem Bresgespark in Rheydt. Dort wird zurzeit die Niersaue renaturiert. Das abgebaggerte Erdreich wäre fast auf einer Deponie für Bodenaushub geendet. Doch die RWE-Forschungsstelle kam auf die Idee, mit der Torferde ein Sonderbiotop im Elsbachtal zu gestalten. "Das ist kein künstliches Hochmoor. Wir machen hier kein Öko-Disneyland", stellt Gregor Eßer klar. Das Institut für Vegetationskunde, Ökologie und Raumplanung, ein langjähriger Partner der RWE-Forschungsstelle, wird die Entwicklung des Biotops wissenschaftlich begleiten.

Die Moorbirke, Baum des Jahres 2023, passt perfekt in das Ambiente. Die Pionierbaumart ist spezialisiert auf feuchte, aber karge Flächen. das robuste Gehölz wächst bis zu 30 Meter hoch, kann 120 Jahre alt werden und findet noch in Taiga und Tundra gute Lebensbedingungen. Gleichzeitig zieht sie hunderte von Insekten- und Milbenarten an. In ihren Leiterbahnen stellt die Moorbirke bei Bedarf ihren eigenen Frostschutz her: Bei Temperaturen unter 40 Grad minus wird dort die Stärke in Öl umgewandelt, wodurch Wärme freigesetzt wird.