Zukunft des Standorts ist geklärt

Kraftwerk Frimmersdorf: Denkmal und digitales Denkzentrum

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Einst war es das größte Heizkraftwerk der Welt, jetzt soll zu es zu einem Digital- und Innovationszentrum im Rheinischen Revier werden: Das Braunkohlenkraftwerk Frimmersdorf stand erstmals seit seinem Betriebsende im September 2021 wieder im Fokus der Öffentlichkeit.

Der Standort mit den stillgelegten Blöcken A bis Q und der mehr als 500 Meter langen Maschinenhalle war am Dienstag, 30. Januar, Schauplatz einer Pressekonferenz mit Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss, Klaus Krützen, Bürgermeister der Stadt Grevenbroich, Dr. Corinna Franz vom Landschaftsverband Rheinland und RWE Power-Vorstand Lars Kulik. Städtebauministerin Scharrenbach hatte gute Nachrichten mitgebracht: In einem fast zweijährigen Werkstattverfahren mit den genannten Beteiligten wurde eine Lösung für das gesamte Kraftwerksgelände erarbeitet, die eine wirtschaftlich tragfähige Entwicklung von Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen erlaubt und gleichzeitig dem Denkmalschutz genügt.

Denkmalpfad und Ankermieter IT.NRW

Die markante Maschinenhalle soll erhalten bleiben, ebenso einige Turbinen und Nebenanlagen wie Kühltürme und Bandbrücken. Ein Denkmalpfad soll erlebbar machen, wie die Stromerzeugung in den Blöcken A bis D einmal funktioniert hat. Damit Historisches erhalten bleiben und gleichzeitig neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen können, sollen bis zu 65 Millionen Euro Fördermittel aus der Strukturhilfe des Bundes beantragt werden. Scharrenbach: „Aus Maschinenhalle wird Denkfabrik: Das Kraftwerk Frimmersdorf ist ein Rohdiamant mit Strahlkraft für die gesamte Region. Gemeinsam mit der Stadt Grevenbroich, dem Rhein-Kreis Neuss und RWE machen wir uns auf, den Rohdiamanten zu schleifen. Im zentralen Kraftwerksgebäude soll ein Rechenzentrum auf mehr als 20.000 Quadratmetern für den Landesbetrieb IT.NRW  errichten werden. Darüber hinaus soll auf dem Gelände ein Innovations- und Bildungscampus für IT-Sicherheit der öffentlichen Verwaltung entstehen.“

Lars Kulik, für Braunkohle zuständiger Vorstand der RWE Power sagte: „Wir unterstützen die Entwicklung des gesamten Kraftwerksgeländes zu einem neuen, hochwertigen Standort für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen. Mit dem gemeinsam erarbeiteten Gesamtkonzept ist es nun möglich, gestuft und bereits zeitnah Ansiedlungen für zukunftsfähige Arbeitsplätze für einen nachhaltigen Strukturwandel auf den Weg zu bringen.“

Wie lassen sich Denkmalschutz und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verbinden?

Rückblick: RWE Power hatte mit Plänen für die Zukunft des rund 70 Hektar großen Geländes bereits 2018 begonnen mit dem klaren Ziel, einen Gewerbepark zu entwickeln mit möglichst vielen Arbeitsplätzen für das Rheinische Revier im Strukturwandel. Die Gebäude wären abgerissen worden. Mit der Vorgabe des Denkmalschutzes, wesentliche Teile des in der Wirtschaftswunderzeit entstandenen Kraftwerksgebäudes zu erhalten, mussten diese Pläne überarbeitet werden.

Lösung im Werkstattverfahren

Was also tun? im Werkstattverfahren wurde nun ein Konzept entwickelt, das alle Interessen vereint: Demnach dürfen nun große Teile der Gebäude entweder umgebaut oder abgerissen werden. Gleichzeitig bietet der Ankermieter IT.NRW in Verbindung mit den Fördermitteln einem Investor die Möglichkeit, die Maschinenhalle mit Denkmalpfad und weiteren Nutzungen in einem Haus-in-Haus-Konzept wirtschaftlich zu betreiben. Die europaweite Suche nach dem Investor durch die öffentliche Hand wird voraussichtlich Ende 2024 beginnen. Dieser soll die zentrale Fläche des Geländes mit der Maschinenhalle und die westlich davon gelegenen Nebenanlagen, die größtenteils abgerissen werden (siehe Karte) für einen symbolischen Preis von einem Euro von RWE Power erhalten. Die Nordfläche mit mehr als zehn Hektar Nutzfläche mit den zuletzt stillgelegten Blöcken Paula und Quelle entwickelt RWE hingegen in Eigenregie in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Grevenbroich. Die  Planungen haben bereits begonnen, die Rückbauarbeiten werden vermutlich Ende des Jahres starten. Derzeit wird die Südfläche noch betrieblich genutzt. Nach Ende der betrieblichen Nutzung wird auch diese Fläche einmal in den 2030erJahren in enger Abstimmung mit der Stadt Grevenbroich weiterentwickelt. Rund 100 RWE-Mitarbeiter sind aktuell dort tätig. Die Bereiche Tagebau und Einkauf nutzen etwa das historische Verwaltungsgebäude, auch das Kühlwasser für das Kraftwerk Neurath wird auf dem Gelände aufbereitet. Wilfried Pakmor, Projektleiter für die Entwicklung des Standorts, betont: „Es war ein intensives, aber produktives Verfahren. Ich bin froh, dass wir mit der Umsetzung am Standort endlich starten können. Das ist im Sinne der Region und auch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

„Das Kraftwerk ist ein Ort, der vielen Menschen und Betrieben in der Region nicht nur Strom, sondern auch Arbeit gegeben hat“, sagte Lars Kulik beim Pressetermin am Dienstag in der eiskalten Maschinenhalle. Mit dem Gesamtkonzept ist nun möglich, dass der Ort Ende der 2020erJahre wieder zum Leben erwacht - und auch wärmer wird. Die Abwärme des geplanten Rechenzentrums der IT.NRW soll mit innovativen Verfahren zur Beheizung aller Gebäude genutzt werden.