Mit Steinen die Vielfalt der Lebensräume in der Rekultivierung erhöhen

Lebensraumgestaltung an der Sophienhöhe

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Henning Walther von der Forschungsstelle Rekultivierung

Rekultivierung ist grün und lebendig und weder kalt noch steinig. Was also haben die 500 Tonnen „Grobschlag“ aus dem Kieswerk Gymnich auf der Sophienhöhe zu suchen, die Lkws dort neulich abgeladen haben? Mutiert das Freiland an der Ostseite etwa zur öden Deponie für Wackermänner aus Basalt und Kieselgestein?

„Keine Sorge. Solche Steinpakete erhöhen die Vielfalt der Lebensräume in der neuen Landschaft“, berichtet Henning Walther von der Forschungsstelle Rekultivierung. „Und je vielseitiger die Lebensräume sind, desto größer ist die Artenvielfalt und desto besser wird die Rekultivierung insgesamt.“ Deshalb ließ er unter anderem die Steine aus der Kiesgrube im Erfttal kommen und an einem Südhang an der Goldenen Aue drapieren.

Als „Grobschlag" bezeichnen die Fachleute bei der RWE-Tochter Rheinische Baustoffwerke die Steine, die in der Kieswäsche oben auf dem Sieb liegen bleiben. Dieser Ausschuss eignet sich normalerweise nur noch zur Baugrundverbesserung für Straßen und Gebäude und - als Einzelstücke - für den Garten- und Landschaftsbau. 

Henning Walther ließ die Steine zu einem gut meterdicken Steinpaket formen. Folien und Rindenmulch zwischen den Steinen halten Spalten und Hohlräume trocken. „Auf diese Weise entstehen frostsichere Winterquartiere - zum Beispiel für Ringelnattern, Waldeidechsen und Zauneidechsen“, erklärt Walther. Im Sommer laden sich die Steine tagsüber mit Wärme auf und geben sie nachts langsam an ihre Umgebung ab - so wie ein Schieferhang im Moseltal des Nachts seine Wärme an die Weinreben abgibt. Auf diese Weise ziehen die Steinschüttungen wechselwarme Tiere auch im Sommer an.

Ein anderer Freund der Kargheit ist der Steinschmätzer - und der trägt das Merkmal seines Lebensraums sogar im Namen. „Steinschmätzer bevorzugen steiniges Gelände, wo sie mit ihrem aschgrauen Gefieder optimal getarnt sind“, erläutert Henning Walther. „Offenes, steiniges Gelände ist der bevorzugte Lebensraum dieser Vogelart.“ Steinschmätzer sitzen beim Singen gern erhöht, zum Beispiel auf Felsbrocken. Bei der Futtersuche hüpfen sie flink am Boden und zwischen Steinen und Felsbrocken hin und her. Das Nest bauen sie in Steinhaufen, Steinmauern, Nischen und manchmal in Holzstößen. Henning Walther: „Steinschmätzer sind durch Lebensraumverlust vom Aussterben bedroht. Es ist gut, dass wir dem wenigstens in der Rekultivierung unserer Tagebaue entgegenwirken können.“