Weiterbetrieb der beiden 600-MW-Braunkohleblöcke Neurath D und E

Revision der 600er: Großer Check-Up der Werkssubstanz

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Michael Skomrock (rechts) und der Meister der Schweißerei, Marco Bergrath, bei Instandsetzungsarbeiten an einer defekten Entwässerungsleitung der Anlage „Neurath E“.

Eigentlich sollte hier, im Süden von Grevenbroich (NRW), schon längst Schluss sein. Aber nun, im Frühjahr 2023, produzieren die beiden Braunkohleblöcke Neurath D und E weiterhin Strom. Zumindest bis Anfang März: Dann geht Block D in die Revision, Block E folgt im Anschluss Ende April. Diese Maßnahmen waren ursprünglich nicht geplant, ein Weiterbetrieb der Kraftwerke über den Jahreswechsel 2022/23 hinaus nicht vorgesehen.

Doch dann kam im Herbst vergangenen Jahres plötzlich alles ganz anders. Die gemeinsam mit der Bundesregierung getroffene politische Vereinbarung, den Ausstieg aus der Kohleverstromung auf das Jahr 2030 festzulegen, beinhaltete auch, dass sowohl Neurath D also auch E nicht Ende 2022 stillgelegt werden. Das Block-Duo bleibt stattdessen mindestens bis März 2024, am Netz. Diese Entscheidung stellte die Verantwortlichen bei der Power vor einige Herausforderungen. Und brachte die ursprüngliche (Revisions-)Planung gehörig durcheinander.

Großer Check-up unerlässlich

„Wir hatten die Anlagen schon länger mit Blick auf eine Stilllegung Ende 2022 gefahren – und dabei natürlich auch Revisionen und Instandhaltung auf dieses Enddatum ausgerichtet“, erläutert Michael Skomrock, Leiter Apparatetechnik am Standort Neurath. Weil die Blöcke nun länger in Betrieb bleiben, müssen sie für diese Zeit „fit gemacht werden“ – was einen erheblichen Instandhaltungsaufwand mit sich bringt. Das zeigt sich etwa an dem langen Stillstand von 70 Tagen im Block D. Denn nur wenn bestimmte TÜV-Anforderungen erfüllt werden, darf dieser überhaupt weiterhin  betrieben werden. Dafür ist ein großer Check-Up unerlässlich.

Die Liste der notwenigen Maßnahmen ist lang

So steht unter anderem im Verdampfer eine Trichtersanierung wegen Erosionsverschleiß an, in der Rauchgasentschwefelungsanlage muss die Gummierung erneut werden. Damit auch in Zukunft die strengen Emissionsgrenzwerte verlässlich eingehalten werden, wird auch hier nachgeschärft. Normalerweise erfolgt  die Maßnahmenplanung mehrere Jahre im Voraus. Nun standen jedoch nur ein paar Monate zur Verfügung. „Es war nicht unbedingt so, dass man am Markt auf uns gewartet hat“, beschreibt Skomrock die schwierige Situation. „Das gilt sowohl für Material als auch für Manpower. Schließlich hatte sich auch die Branche auf eine Stilllegung von Blöcken eingestellt und entsprechend ihre Kapazitäten über die Jahre zurückgefahren.“

Revisionen in anderen Blöcken werden verschoben

Weil Mensch und Maschine bekanntlich nicht gleichzeitig an zwei Orten sein können, musste einiges umgeplant werden. Die Revision in Block E folgt im Anschluss mit nur einer kleinen zeitlichen Überlappung. Die Revisionen in den Niederaußemer Blöcken E und F werden vom Frühjahr 2023 in den Juli (Block F) bzw. August (Block E) verschoben. Beide Blöcke wurden schon im Oktober 2022 an den Strommarkt gebracht und dafür bereits im vergangenen Jahr im Rahmen einer vorgelagerten Revision überholt. Der Rest der noch ausstehenden Instandsetzungsmaßnahmen wird nun im Sommer durchgeführt, wenn die Arbeiten in Neurath beendet sind. Als dritter Block kehrte Block C in Neurath im Herbst 2022 aus der Sicherheitsbereitschaft an den Markt zurück. Hier waren die umgesetzten Instandhaltungsmaßnahmen bereits damals so umfangreich, dass kein weiterer Planstillstand in diesem Jahr notwendig ist.