Interview zur Rheinwasser-Transportleitung mit Jiri Hlavka

Neue Seen zum krönenden Abschluss

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Bei Bürgerversammlungen in Dormagen und Grevenbroich informierte die Projektleitung für die Rheinwasser-Transportleitung, über das Großprojekt. Jiri Hlavka, Mitarbeiter der Tagebauplanung in Köln und mitbeteiligt bei der Planung der Transportleitung, nahm daher Stellung zu den wichtigsten Fragen rund um das Projekt.

Wofür ist die Rheinwasser-Transportleitung wichtig?

Jiri Hlavka: Alle wollen, dass das Kapitel Braunkohle in unserer Region verantwortungsvoll abgeschlossen wird – mit einer hochwertigen, nachhaltigen Gestaltung der Landschaft, die unsere Tagebaue hinterlassen. Und dazu gehören die Tagebauseen, die Sicherung von Feuchtgebieten im Naturpark Schwalm-Nette und ein normalisierter Grundwasserhaushalt. Das Grundwasser wird nach dem Ende der Braunkohlengewinnung zu langsam ansteigen. Es würde Jahrhunderte dauern und nicht 40 Jahre, wie es jetzt für den Garzweiler und den Hambacher See vorgesehen ist. Deshalb müssen wir Rheinwasser heranführen.

Kann man die Restmulden der Tagebaue nicht anders füllen?

Nein, zu Rheinwasser zur Seebefüllung gibt es keine Alternative. Und das ist schon seit Jahrzehnten klar. Weder Fremdmaterial noch Material von Hochkippen, wie der Sophienhöhe, eignen sich dafür. Das Abtragen der Sophienhöhe und anderer Außenkippen scheidet ebenfalls aus – zum einen aus geotechnischen Gründen, die etwas mit dem aufwändigen Aufbau der Kippenkörper zu tun haben, zum anderen aus umweltfachlichen Gründen.  Längst sind die einst vom Menschen geschaffenen Anhöhen zu beliebten Naherholungsgebieten und zu Refugien für Flora und Fauna geworden, die viele umweltengagierte Menschen sogar ausdrücklich unter Schutz stellen wollen.

Hat der Rhein denn überhaupt genug Wasser?

Viele haben die Bilder aus den trockenen Sommerwochen irritiert, in denen Schiffe mit halber Ladung auf dem Rhein unterwegs waren. Aber übers ganze Jahr und über den langen Zeitraum gesehen, führt Deutschlands größter Strom mehr als genug Wasser. Das haben die Modelle errechnet. Es zeichnet sich ab, dass auch eine zurzeit laufende Überprüfung diese Prognose bestätigt. Mit der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt und der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt wurde ein flexibles, am jeweiligen Wasserstand des Rheins ausgerichtetes Entnahmekonzept abgestimmt. Damit wird sichergestellt, dass die maximale Pegelabsenkung im Rhein bei Niedrigwasser auf 0,4 cm begrenzt wird.

Und die Wasserqualität?

Das Rheinwasser ist längst viel besser als sein Image. Voruntersuchungen haben gezeigt, dass es für die Befüllung der Seen geeignet ist und vielfältige Nutzungen zulassen wird – Wassersport, Angeln und auch schwimmende Photovoltaikanlagen zum Beispiel.

Ist die Trasse der Pipeline nicht längst genehmigt?

Vom Rhein bei Dormagen bis ins Grevenbroicher Stadtgebiet ja. Aber wegen des auf 2030 vorgezogenen Kohleausstiegs muss mehr Rheinwasser herangeführt und die Leitung bis nach Elsdorf zum Tagebau Hambach verlängert werden. Statt zweier 1400er Leitungen müssen wir jetzt auf dem ersten Abschnitt drei 2200 Millimeter dicke Stahlrohre verlegen, das Rheinfelder Pumpwerk etwas größer auslegen und bei Grevenbroich-Allrath eine Verteilstation errichten.