Briketts haben jetzt ein eigenes Museum

Engagierte Sammler im Revier

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Drei Engel lösten beim Bergmann Karl-Josef Buchen eine Leidenschaft aus, die lebenslang anhielt. Auf einem Weihnachtsmarkt in Bergheim stieß er auf ein Sonderbrikett mit der bunten Abbildung eben jener drei Engel und dem Weihnachtsgruß „Frohes Fest 1974“. Als Buchen vor sechs Jahren starb, hinterließ er seiner Frau Anna rund 6.000 Briketts. Der Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim hat für die Sammlung jetzt im "Haus der Vielfalt" ein kleines Museum eingerichtet.

Es zeigt nicht nur einen Ausschnitt aus Buchens Brikett-Sammlung, einer der größten der Welt. Die Heimatfreunde präsentieren in dem früheren Klassenzimmer auch Grubenlampen und Barbarafiguren, Abzeichen und Auszeichnungen, Kunst aus dem Bergbau und sogenannte Bergparaden aus zinnernen, uniformierten Bergmännern. "Karl-Josef Buchen hat lange bei Rheinbraun gearbeitet. Er war Bergmann durch und durch", berichtet Kurator Johannes Hübner, der das Museum mit André Wantke, Manfred Erken, Ralf Weiß und Friedrich Schimann eingerichtet hat. RWE Power hat das Projekt mit Manpower und finanziell unterstützt.

Die Briketts stammen aus allen deutschen Braunkohlenrevieren und zeigen die Fülle und Formate dieses einst besonders begehrten Brennstoffs. Für Besucher aus dem Rheinischen Revier sind die heimischen Sonderbriketts besonders interessant. Ihre Mottos und Motive erinnern an betriebliche und regionale Ereignisse, wie das Ende des Tagebaus Fortuna oder den Bau der ersten Walzenschüsselmühle. Andere wurden zu Events von internationaler Bedeutung herausgegeben, wie der Fußball-WM 1974 und dem Weltjugendtag auf dem Marienfeld bei Frechen. Andere Exemplare würdigen verdienstvolle Betriebsangehörige, die ein Jubiläum begingen oder in den Ruhestand verabschiedet wurden.

Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Sonderbriketts gepresst. Das waren Klütten, auf denen nicht der Markenname „Union“ stand, sondern etwas Besonders: zum Beispiel eine Begebenheit. Oder es wurde einem wichtigen Menschen gewidmet. So wie sich Sonderbriefmarken von den Massenexemplaren der Dauerserien unterscheiden.

Entsprechend aufwändig sind diese Briketts dekoriert. Solche Briketts wurden und werden nicht verheizt, sondern gesammelt. Ein Brikett war ein Stück Energie zum Anfassen, und mit einem Sonderdruck sogar etwas Wertiges, etwas zum Aufbewahren, etwas Dokumentarisches. "Es ist schön, dass dieser regionale Wert-Gegenstand hier eine Heimat gefunden hat", sagte RWE-Power-Spartenleiter Michael Eyll-Vetter bei der Eröffnung.

"Wir von RWE Power haben das Kapitel Brikettierung in der Veredlung Ende vergangenen Jahres stolz und dankbar abgeschlossen", berichtete Eyll-Vetter. "Unsere Braunkohle hat mit dem Union-Brikett über Jahrzehnte einen enormen Beitrag zur Energieversorgung und damit zur Lebensqualität der Menschen geleistet. Das Brikett war eine der Wurzeln der 125 Jahre jungen RWE. Die Heimatfreunde hätten mit dem „Klüttenmuseum“ praktisch ein neues Kapitel begonnen – eines, das den Wert des Briketts für die Industrie- und Heimatgeschichte würdigt.

Für die Öffentlichkeit ist das Klüttenmuseum im "Haus der Vielfalt", einer früheren städtischen Hauptschule, Im Euel 2, zunächst nur nach Terminvereinbarung mit Johannes Hübner, ebenfalls einem Ex-Braunköhler, unter Tel. 0163 7560000 zu besichtigen.