Interview mit Projektleiter Michael Wagner

Umsetzungsprojekt Reservebetrieb Braunkohle erfolgreich abgeschlossen

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Projektleiter Michael Wagner

Im Juni 2022 startete das Umsetzungsprojekt Reservebetrieb Braunkohle – nun wurde es erfolgreich abgeschlossen. Ausgangspunkt war vor einem Jahr die Entscheidung der Bundesregierung, weitere Braunkohleblöcke in den Markt zu bringen, um in der Energiekrise den Einsatz von Erdgas in der Stromerzeugung zu reduzieren. Im Interview mit Projektleiter Michael Wagner blicken wir auf ein außergewöhnliches und zugleich besonders erfolgreiches Projekt zurück.

Herr Wagner, warum wurde das Projekt jetzt abgeschlossen?

Weil Organisation, Technik und Personal auf einen Stand gebracht wurden, der den Weiterbetrieb der Reserveblöcke im Regelbetrieb ermöglicht. Das klingt zunächst einfach, aber dahinter steckt ein echter Kraftakt. Schließlich haben wir quasi aus dem Stand drei 300-MW-Blöcke aus der Sicherheitsbereitschaft geholt und für den Betrieb wieder fit gemacht. Später kamen zwei 600-MW-Blöcke hinzu, die zur Stilllegung anstanden.

Welche Herausforderungen waren damit verbunden?

Man muss sich vor Augen halten, dass das System Braunkohle im vergangenen Jahr eigentlich zurückgefahren werden sollte. Plötzlich musste umgesteuert und 2,1 Gigawatt Kraftwerkskapazität ertüchtigt und betrieben werden - das ist rund ein Viertel unseres aktuellen Braunkohlekraftwerksparks. Dazu war es notwendig, Kohleförderung, Kohlelogistik, Wasserwirtschaft und Personal hochzufahren. Einige Beispiele: Fünf ungeplante Revisionen wurden kurzfristig auf den Weg gebracht und durchgeführt. Gemeinsam mit dem Personalbereich wurden rund 900 Mitarbeiter*innen für die Arbeiten in allen Bereichen gewonnen; viele von ihnen mussten dafür ihren Vorruhestand verschieben. Andere wurden auf der Basis von Fest- und Zeitverträgen eingestellt. Dass dieser Kraftakt in so kurzer Zeit gelungen ist, belegt, dass RWE nach wie vor ein sehr attraktiver Arbeitgeber in der Region ist. Für die außergewöhnliche Leistung danke ich allen Beteiligten.

Wie lautet Ihr Fazit?

Es war eine Herausforderung, die in dieser Form einmalig war. Doch uns allen war klar: Wenn wir unserem Land in der Energiekrise helfen sollen, dann helfen wir. Um die Größenordnung noch einmal zu verdeutlichen: Unser bisheriger Beitrag zur Versorgungssicherheit durch die Reserveblöcke entspricht dem jährlichen Strombedarf von fast einer Million Vier-Personen-Haushalten.

Wie geht es weiter, ist die Energiekrise vorbei?

Wir haben im Herbst und Winter eindrucksvoll gezeigt, was wir können. Im Sommer ist die Energiesituation natürlich eine andere, so dass wir uns auf eine Rückkehr in die Sicherheitsbereitschaft ab dem 1. Juli einstellen. Wir sind aber jederzeit startklar, wenn wir im Winter wieder gebraucht werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gegenüber der Presse bereits in Aussicht gestellt, dass im Winter eine zusätzliche Kapazitätsreserve benötigt werde. Denn die Energiekrise ist noch nicht vorbei. Wie es im nächsten Frühjahr mit den 600 MW Blöcken Neurath D und E weitergeht, ist noch offen. Hier erwarten wir bis Ende September eine Entscheidung der Bundesregierung. Klar ist: Wir sind auf einen zeitlich befristeten Weiterbetrieb gut vorbereitet.